Bolivien

Nachdem wir Bolivien im September letzten Jahres verlassen hatten, freuten wir uns auf ein Wiedersehen mit diesem wunderschönen und faszinierenden Land. Leider sind die Bolivianer mit dem Visum ein wenig knauserig und wir bekommen nur 30 Tage Aufenthalt bewilligt. Wir fahren auf schönen Landstrassen, die Schlaglöcher sind wieder etwas tiefer, die Verkehrsteilnehmer ungeduldiger und die Suche nach guten Übernachtungsplätzen wird wieder etwas herausfordernder. Aber das kennen wir ja schon ;-)

Unser erstes grosses Ziel ist La Paz und der erste Blick auf diese Stadt haut uns um. In einem tiefen Kessel tut sich vor uns diese imposante Stadt auf und wir stechen etliche Meter hinunter in ein unglaubliches Gewusel von Menschen, Autos, Bussen, Mopeds, Glace- und Popcornständen auf Velos. Und wir mitten drin – ziemlich überfordert. Wir steuern direkt die Garage von Don Ernesto an, eine weitbekannte Adresse für alle Overlander. Unser Toyota soll hier eine wohlverdiente Wellnessbehandlung bekommen und zudem neue Blattfedern. Tja, die Mechaniker nehmen unseren treuen Begleiter genau unter die Lupe und finden doch so einiges, welches ersetzt werden sollte. So wird aus geplanten 2-3 Tagen schlussendlich ganze 2 ½ Wochen. Aber wir dürfen während dieser Zeit in der Garage in unserem Camperli wohnen, am Wochenende nimmt uns Ernesto mit zum Fischen, mit seinem Freund Eckehard, einem Geologen aus Deutschland, helfen wir beim Ausmessen eines Gletschers mit und dann freuen wir uns riesig, als sich die altbekannten Reisefreunde Annina & Pascal, Martin & Jeanette und Arnaud & Heidy auch noch dazu gesellen. So stehen für ein paar Tage 4 Schweizer Overlander in der Garage; das lädt zu geselligen Abenden bei gemeinsamem Kochen und Schwatzen ein. Zu acht gehen wir dann auch noch an einen südamerikanischen Championsleague-Match: Bolivar vs. Racing (Argentinien), die temperamentvollen Fans zu beobachten war aber ehrlich gesagt spannender als das Spiel...

Wir freuen uns sehr, dass Heidy und Arnaud nochmals mit uns eine gemeinsame Runde drehen wollen und nach dem Besuch beim Migrationsbüro und Zoll in La Paz haben wir unsere Visa-Stempel für 60 weitere Tage in Bolivien beisammen. Es kann endlich los gehen! Nach einem Abend bei Zürcher Geschnetzeltem und Rösti im legendären Hotel Oberland fahren wir am nächsten Morgen los Richtung Westen und nehmen den Golddigging-Trail unter die Räder. Die erste Etappe bringt uns nach Sorata, wo wir den Schweizer Bäcker Stefan Anders besuchen, welcher dort ein Café mit feinen Kuchen betreibt und gleichzeitig auch ein Sozialprojekt für Waisenkinder betreibt. Aus einem Kaffeestopp wurde ein ganzer Nachmittag und schlussendlich übernachten wir in seinem Garten. Solche Begegnungen sind einfach eine Bereicherung!

Die nächste Strecke führt vom Gebirge direkt in die Yungas, den subtropischen Dschungel. Die Strasse ist abenteuerlich, es wird feucht und heiss und die Pflanzenwelt verändert sich dramatisch. Die Menschen, die uns unterwegs begegnen, schauen uns verwundert und eher scheu an – „Gringos“ fahren hier wohl nicht täglich durch. Ziemlich offensiv hingegen sind ganz kleine fiese Fliegen!

Nach vier strapaziösen Tagen stehen wir am den der Runde vor der berühmt berüchtigten Todesstrasse, der Ruta de la Muerte. Wir fahren die Strecke am frühen Morgen, bevor uns unzählige waghalsige Fahrradfahrer entgegenkommen. Noch in dichtem Nebel eingehüllt schlängeln wir uns auf der engen Strasse der Felswand entlang, als Beifahrer schaut man aus dem Fenster direkt auf einen 1000 Meter Abgrund hinunter. Wir hatten Glück und mussten während der ganzen Fahrt keinem entgegenkommendes Fahrzeug kreuzen, somit hielt sich der Nervenkitzel absolut in Grenzen.

Via La Paz geht’s dann zum wunderschönen Titicaca-See und campieren in Copacabana direkt am Seeufer. Mit einem Boot fahren wir auf die Isla del Sol, ein bedeutsamer und spiritueller Ort der Inkas. Wir wandern vom Norden bis zum Süden auf dem Inkaweg und geniessen die schöne Landschaft. Etwas störend sind all die Wegzölle, ständig werden die Tickets kontrolliert oder wir müssen für den neuen Streckenabschnitt wieder bezahlen; es will halt jeder ein Stück vom Touristenkuchen.

Zurück in Copacabana finden wir uns mitten in einem Karneval. „Guggenmusig“, hunderte von Menschen in ausgelassener Stimmung mit wunderschönen Kostümen (und schönen Füdlis) tanzen durch die Strassen, dazu werden Unmengen von Bier getrunken und am nächsten Tag war der Kater auf vielen Gesichtern gezeichnet. Vor der Abreise besuchen wir noch die Segnung der Autos, welche mit Blumen geschmückt, mit Champagner begossen und von einem eifrigen Pfarrer gesegnet werden, damit ihnen kein Unfall widerfährt. Na ja, wir bleiben skeptisch... der Fahrstil der Bolivianer ändert sich wohl auch mit einem heiligen Wässerchen nicht.