Ecuador

Eigentlich wussten wir nichts über Ecuador, waren aber sehr neugierig auf dieses kleine Land. Und es gefällt uns so gut, dass wir 8 Wochen kreuz und quer herumkurven. Im Westen die schöne Küste, in der Mitte die Sierra (das Hochland) und im Osten der Amazonas. Die Distanzen sind überschaubar, die Strassen gut ausgebaut, der Verkehr relaxed.

Nach der Galapagosreise haben wir doch ein paar Anlaufschwierigkeiten; auf einmal wieder selber planen, kochen, organisieren und so fahren wir zielstrebig an die Küste um erst mal etwas auszuspannen und langsam wieder in die Gänge zu kommen. Schöne Campingplätze und Dani kann sogar mal wieder Kiten – wir geniessen wunderbare Tage am Meer.

Dann geht’s wieder ins Inland. Unterwegs fahren wir durch vom Erdbeben stark verwüstete Orte und sind betroffen vom Ausmass der Zerstörung. Nach einer langen Fahrt durch subtropischen Wald geht’s stetig bergauf und wir erreichen den Lago Quilotoa, einen schönen Kratersee. Mit der Höhe haben sich auch die Temperaturen drastisch verändert, die kurzen Hosen sind passé und die Daunenjacke wird wieder montiert. Am nächsten Tag fahren wir nach Saquisili auf den Wochenmarkt und beobachten mit Freude das Gewusel, Anpreisen von Gemüse, Früchten und lebendigen(!) Tieren. Ein Erlebnis für sich. Von Reisenden bekamen wir den Tipp einer Käserei im Bergdorf Salinas, welche in den siebziger Jahren von einem Schweizer gegründet wurde und heute eine Kooperation ist. Am frühen Morgen beobachten wir die Anlieferung der Milch und staunen nicht schlecht: statt Traktor kommen hier die Bauern mit Pferd, Esel oder Lama.

Das nächste Ziel ist Baños. Der Ort ist sehr touristisch und wir beschliessen darum, die Nacht auf einem Aussichtspunkt oberhalb der Stadt zu verbringen. Rogelio hat dort ein kleines Refugio und ist ein super liebenswerter Mensch. Er nimmt uns am nächsten Tag mit zu seiner Quelle und seinen Kühen und wir sind nur 10 Minuten zu spät, sonst hätten wir bei der Geburt eines herzigen Kälbchens zuschauen können.

Schon lange überlegen wir uns, ob wir noch einen Abstecher in den Regenwald machen wollen. Wir fragen mal unverbindlich bei einer Lodge an und bekommen ein gutes Angebot, allerdings geht’s schon in 2 Tagen los. Kurz entschlossen packen wir ratzfatz zusammen und machen uns auf den Weg nach Lago Agrio, der Ausgangspunkt der 4-tägigen Tour. Nicht ganz einfach, sind doch einige Strassenabschnitte wegen Erdrutsch nach dem tagelangen Regen gesperrt. Trotz Umwegen kommen wir rechtzeitig an und finden auch einen sicheren Parkplatz für unser Auto. Am nächsten Tag starten wir unser Abenteuer in den Amazonas. Per Boot geht’s in das Cuyabena Reservat, ein 6000 km2 grosses Seengebiet mit Lagunen, einem grossen Flussnetz, einer grandiosen Pflanzen- und Tierwelt. Schon auf dem Weg zur Lodge sehen wir viele bunte Vögel, Affen und ein Faultier. Die Lodge ist schön angelegt, dass Essen sehr fein und zusammen mit Bernard, Marie-Pierre und Amelie aus Frankreich sind wir eine neugierige Gruppe. Mit Fabrizio, unserem einheimischen Guide, freuen wir uns auf erlebnisreiche Tage im Amazonas. Und wir werden nicht enttäuscht! Unglaublich, was wir auf Bootstouren, kleinen Wanderungen und Nachttouren alles zu sehen bekommen. Fabricio hat ein unglaubliches Auge und zeigt uns Tiere, welche wir niemals selbst entdeckt hätten. Zwar wurden wir täglich mindestens einmal ordentlich verregnet und wissen jetzt, warum er Regenwald heisst, aber die vier Tage waren ein einmaliges und unvergessliches Erlebnis!

Wieder geht’s quer durchs Land, ein zweites Mal in den Cotopaxi Nationalpark aber leider wieder ohne Wetterglück; bis heute kennen wir den wunderschönen Cotopaxi Vulkan nur von der Postkarte. Wir verbringen ein paar gute Tage in Quito und von dort geht’s zum Midat del Mundo, dem Äquator. Zwar cool, mal auf der Mitte der Welt zu stehen, aber der grosse Menschentrubel treibt uns schon nach 10 Minuten zurück ins Auto und wir ziehen weiter nach Mindo. Ein kleiner Ort umgeben von tropischem Wald, Schmetterlingen und Kolibris.

In den letzten Wochen haben wir doch ziemlich viel Regen abbekommen und so gönnen wir uns nochmals einen Abstecher an die Küste. An der Playa Escondita hat Judith, eine kanadische Weltenbummlerin, vor 35 Jahren ein kleines Paradies erschaffen und wir geniessen wunderbare Tage auf einer kleinen Anlage direkt am Strand mit Lagerfeuer, Schwimmen und Strandspaziergängen.

Mit etwas Wehmut nehmen wir Abschied vom Meer; das nächste Mal werden wir wohl erst wieder ganz im Norden Kolumbiens wieder Sand unter den Füssen haben. So dachten wir jedenfalls, denn wir waren schneller zurück als gedacht... Aber zuerst fahren wir wieder gegen Osten und erreichen am späteren Nachmittag die berühmte Finca Sommerwind. Patricia und Hans aus Deutschland haben hier einen wunderschönen Campingplatz geschaffen, welcher DER Treffpunkt für Overlander ist. Hier finden sich Reisende vom Norden wie auch Süden herkommend, es werden Erfahrungen, Tips und viele Geschichten ausgetauscht. Wir treffen auf alte und neue Gesichter und lassen uns von Hans für seine Küstentour begeistern. So packen wir unseren Rucksack und fahren mit seinem Pick-up an die Küste – hello again! Hans hat ein super Programm zusammengestellt und er führt uns via Boot nach La Tolita, eine noch vom Tourismus wenig erschlossene Insel. Die Insel war einst bekannt für Töpferei und wir finden am Strand unzählige Scherben, sogar kleine Keramikfiguren, welche aus der Zeit von 500 v.Ch. stammen. Unglaublich! Ein kleines Museum beherbergt einen faszinierenden Schatz an Fundstücken, wir sind hin und weg. Dann gibt’s einen Abstecher in einen dichten Mangrovenwald, anschliessend einen Besuch bei einer Familie wo wir zusehen, wie Jungs auf die Palmen klettern und Kokosnüsse runter holen. Abends gibt’s feinen Seafood in einem Strandbeizli, Piña Colada und viele gute Gespräche. Am nächsten Tag machen wir Halt in Alto Tambo und fahren mit dem Troque (Lokomotive Marke Eigenbau) auf einem über 100 Jahre alten Teilstück der Eisenbahnverbindung von Ibarra an die Küste. Bevor es aber losgeht, werden erst noch die Schienen wieder gerade gebogen und verlegt, die ganze Fahrt ist ein riesiges Abenteuer! Schaut euch mal die Bilder an... Zurück auf der Finca Sommerwind werden wir überrascht von vielen neuen Ankömmlingen und so organisieren Patricia und Hans spontan einen Grillabend. Eine lange Tafel voller Gleichgesinnten, leckeres Essen und ganz viel Gemütlichkeit. Aus geplanten zwei Übernachtungen sind es neun geworden, viele neue Reisefreunde sind dazugekommen und wir sind gut ausgerüstet mit Tips für unsere Weiterreise nach Kolumbien.